HUFREHE
Was ist Hufrehe?
Hufrehe ist eine Entzündung der Huflederhaut, eine sogenannte „Laminitis“.
Die Huflederhaut (in grün) bildet das Hufhorn und hält das Hufbein in der Hufkapsel fest.
Das Hufbein ist in der Lederhaut eingehängt, wie in einer Hängematte. So entsteht kein Druck auf diesen kleinen Knochen, der am Ende das ganze Gewicht des Pferdes trägt. Er ist elastisch fixiert.
Und die Lederhaut ist sehr stark durchblutet, wie kaum ein anderer Bereich im Pferdekörper. Daher sagt man gerne: „die Hufe sind ein zweites Herz“.
Entsteht nun in dieser wichtigen Zone ein entzündlicher Prozess, finden wir die 5 Zeichen der Entzündung:
· Hitze
· Rötung
· Schwellung
· Schmerz
· eingeschränkte Funktion des betroffenen Gewebes
Durch vermehrte Durchblutung (Rötung, Hitze), ist mehr Feuchtigkeit im Gewebe (Schwellung). Die Hufkapsel kann sich nicht weiten, es entsteht Druck (und damit Schmerz) und die bindegewebige Aufhängung verliert im Verlauf ihre Elastizität und kann sogar reißen (Funktion ist eingeschränkt).
Wie erkenne ich, ob mein Pferd Hufrehe hat?
Bei einer leichten Huflederhautentzündung entlastet das Pferd zeitweise die betroffenen Hufe, steht nicht gerne länger auf einem Huf, zeigt Abwehr beim Hufe auskratzen oder beim Schmied.
(Ponys zeigen meist weniger Schmerzen an, als Großpferde)
Im Schritt und Trab gehen die Pferde „klemmig“, besonders auf hartem Boden in engeren Wendungen. Die Hufe sind etwas wärmer als sonst.
Bei einer manifesten Hufrehe sind viel mehr Symptome zu sehen:
– hochgradige Schmerzhaftigkeit
– hochgradige Lahmheit
– Sägebockstellung (siehe BILD)
– Ballen / Trachtenfussung
– Wendeschmerz
– Temperaturanstieg der Gliedmaßen-Enden / Hufe
– Pulsation der Hauptmittelfußaterie oberhalb des Hufgelenks / am Fesselkopf
– Hufsaumschwellung (akutes Stadium)
Im Verlauf kann es zu einer chronischen Hufrehe kommen, mit zusätzlichen Symptomen:
– Hufsaumrinne / Kronsaumrinne (Absinken der Hufkapsel erzeugt Unterdruck = der Hufhalteapparat ist zerstört, Senkung ist im Gang)
– Rehehuf = Ringbildung im Horn, Schnabelbildung (bei Futterumstellungen können auch auch Ringe im Horn entstehen, aber nur klein / seicht)
– Verbreiterung der weißen Linie (Linea alba)
– Knollenbildung
– konkave Außenwand (siehe BILDER)
Die Veränderung, die wir außen am Huf sehen, zeigen, was im Inneren vor sich geht:
Die Aufhängung des Hufbeins kann einreißen und das Hufbein kann sich senken oder rotieren.
Hier sollte vom Tierarzt Röntgenbilder angefertigt werden, um die Senkung / Rotation beurteilen zu können (siehe BILD)
Wenn es dabei anfängt die Hufsohle zu berühren, verändert sich der Knochen (Hufbeinspitzennekrose). Im schlimmsten Fall durchbricht das Hufbein die Sohle und das Pferd verliert seine Hufkapsel.
Erste Hilfe bei Hufrehe:
– Kühlen innerhalb der ersten 2-3 Tage: Kühlmanschetten, Eimer mit sehr kaltem Wasser (min. 20 Minuten)
– In Zusammenarbeit mit Tierarzt oder THP: Aderlass, Schmerzmedikamente, Entzündungshemmer, Blutegel (siehe Beispiel BILD Sehnenriss)
– möglichst wenig Bewegung mit viel Sand oder anderem weichen Boden in der Box
– Notpolsterung zur Entlastung der Hufbeinspitze
Wenn die Pulsation nicht mehr fühlbar ist, ist der akute Schub vorüber.
10-14 Tage später vom Tierarzt röntgen lassen und mit Hilfe dieses Befundes die Hufbearbeitung abstimmen.
WICHTIG: nach symptomatischer Erstversorgung auf Ursachensuche gehen und diese abstellen!
Ursachensuche bei Hufrehe
Um einen erneuten Hufreheschub zu verhindert, müssen wir die Ursache herausfinden!
Wenn ein Pferd einmal Hufrehe hatte, ist ein erneuter Schub nicht unwahrscheinlich.
Die feinen Blutgefässe sind (teilweise) zerstört, Huflederhaut noch nicht vollständig regeneriert, so kann ein erneuter Schub leichter stattfinden.
Mögliche Ursachen:
– EMS (Equines Metabolisches Syndrom – siehe BILD)
– ECS (Equines Cushing Syndrom / PPID – siehe BILD)
– Pseudocushing (erhöhte Cortisolwerte durch Stress, Schmerzen, etc.)
– Überbelastung (Übergewicht, Geschwindigkeit, Bodenverhältnisse, Nageltritt, Fehlbelastung (Pferd steht länger auf 3 Beinen)
– Cortisongaben / Infekte – Antibiotikagaben
– Fehlernährung
– Zwanghuf und damit verbundene schwierige Durchblutungsverhäktnisse im Huf
– Nachgeburtsverhalten
Hier solltet Ihr euch kompetente Beratung durch THP, TA, Huftechniker, Ernährungsberater suchen, um die Ursachen der Erkrankung zu finden und abzustellen!
Copyright: Ulrike Hoehn, die PferdeHeilpraktikerin
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